Auf Du und Du mit den Profs
Franziska berichtet aus Australien
Mein Auslandssemester hat Mitte Juli in Melbourne begonnen. Leider habe ich die Orientation-Week verpasst, da ich noch meine Prüfungen vom 3. Semester in Reutlingen schreiben musste. Das war der Grund, warum ich nicht einmal 24 Stunden nach meiner Ankunft in einem Vorlesungsraum saß. Dennoch hatte ich sofort das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, da mich alle mit offenen Armen empfangen und mir sofort weitergeholfen haben. Auch, dass wir Studenten die Profs duzen durften, erleichterte mir das Einleben enorm – auch wenn es nur eine „kleine Sache“ ist.
Das Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) ist auf verschiedene Campusse aufgeteilt – der City Campus, der Campus in Bundoora und in Brunswick. Die meisten kreativen Kurse sind in Brunswick. Dort ist es relativ familiär, da es „nur“ fünf Gebäude gibt, inklusive Mensa und Bibliothek. Das RMIT bietet für Studenten unzählige tolle Ausflugsmöglichkeiten an. Sowohl an Wochenenden als auch unter der Woche. Diese Angebote sind im Vergleich zu den sonst so hohen Preisen völlig berechtigt. Zum Beispiel gibt es einen Brunch Club, wo unterschiedliche Restaurants besucht werden, die Möglichkeit die Great Ocean Road zu erkunden, Kino-Abende u. v. a. m.
Eigentlich unterscheiden sich die Vorlesungen nicht sehr von denen, die wir kennen. Es wird ausschließlich mit dem Laptop gearbeitet (ausgedruckte Skripte gibt es nicht mehr) und es wird viel Wert auf Gruppenarbeit gelegt. Wie bei uns, gibt es zu den meisten Fächern Tutorien, die zum Teil Pflicht sind. Die Fächer, die ich besucht habe gehören nicht alle zu einem „festen“ Studiengang. Ich habe sie so ausgesucht, dass sie inhaltlich den Fächern in Reutlingen entsprechen bzw. ähneln – und ich habe die absolut richtigen Entscheidungen getroffen (auch wenn das am Anfang sehr aufwendig war, sich durch die Kursbeschreibungen zu lesen). Sie waren zum Teil viel Arbeit, da ich jede Woche ca. zwei Hausarbeiten abgeben musste, aber es hat wirklich Spaß gemacht. Die meisten Themen von den Hausarbeiten durften wir nach den eigenen Interessen richten, sodass die Recherche und das Formulieren kaum ein Problem waren. Die Tatsache, dass die Australier sehr viel Wert auf Gruppenarbeit legen, hat es außerdem sehr interessant gemacht. Es ist nicht immer einfach, mit unterschiedlichen Nationalitäten in einer Gruppe zusammen zu arbeiten, da alle unterschiedliche Arbeitsweisen kennen und gewohnt sind. Ich habe gelernt, dass es meistens ein bisschen Zeit braucht, um sich aneinander zu gewöhnen, um am Ende tolle Ergebnisse zu erhalten.
Mir hat die Zeit dort einiges in Bezug auf Verantwortung, Selbstvertrauen aber auch für meine spätere Jobfindung gebracht. Durch die überwiegend modischen Fächer wurde ich noch mehr bestärkt, mich nach dem Studium mehr in diese Richtung zu orientieren. Melbourne ist eine wunderschöne Stadt. Ich hatte das Glück, eine tolle Wohnung gefunden zu haben, die ich mir mit zwei Studenten geteilt habe. Wir haben in der Innen-stadt gewohnt und konnten uns überwiegend in der FreeTramZone bewegen (außer zu meinem Campus). Zu den Highlights in der Stadt zählen definitiv die unzähligen Cafés, wo man vom einfachen Cappuccino über heiße Schokolade mit Zuckerwatte bis hin zu verrückten Speisen alles bekommt.
Der Hafen in den Docklands, der Melbourne Star, das Marvel Stadium, ein Spaziergang am Yarra River, Brighton Beach, der botanische Garten, Philipp Island … ich könnte hunderte Highlights aufzählen. Alles in allem kann ich sagen, dass sich der Aufwand der Vorbereitung definitiv gelohnt hat. Ich habe in Melbourne viele neue Freunde, aber auch mich selbst kennen gelernt und ich freue mich jetzt schon, viele von ihnen wieder zu sehen. Diese Zeit bleibt mir definitiv für immer in Erinnerung.